Lager- und Ölwechsel an einer PM4000

Hier ein kurzer Bericht zum Lager- und Ölwechsel an
meiner PM4000 von Paulimot. Ich würde mich freuen, wenn
dieser Bericht eine Hilfestellung für andere Benutzer dieser
schönen Maschine sein kann.

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In unserem Internet Forum "CNCEcke" habe ich einmal die Profis um Rat zur Oberflächengüte beim Drehen gefragt. Leider habe ich es nicht geschafft eine saubere Oberfläche zu erzeugen. Alle möglichen Drehzahl / Vorschub Kombinationen wurden getestet, leider ohne Erfolg. Die Oberflächen sehen grausam aus....
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Bei starker Vergrößerung kann man einzelne Rillen im Drehbild erkennen. Der Abstand beträgt 1,5/100mm. Im Forum haben sich viele sehr nette und kompetente Kollegen gemeldet und mit vielen nützlichen Informationen sind wir zum Schluss gekommen, dass das Lagerspiel der Hauptwelle die Ursache sein könnte.
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Da ich die Maschine noch nicht sehr lange habe, hatte ich leider keine Unterlagen zur Lagerspiel-Einstellung. Also habe ich mich an den Service von Paulimot gewendet und auch prompt eine Antwort bekommen. (super schnell und super nett!) Den Lagerdeckel abnehmen.....
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Die obere Sicherungsmutter mit einem Hakenschlüssel lösen und das Lagerspiel mit der unteren Mutter einstellen. Mit einer Messuhr kann man am Grundkörper vom Drehfutter das Axial- und Radialspiel messen. Dieses solle weit unter 1/100mm liegen, die Hauptwelle sollte sich aber von Hand noch drehen lassen und ca. 1 Umdrehung zum Abbremsen benötigen. Dies konnte man in einem kurzen Film vom Paulimot Service ebenfalls sehen.
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Leider ließ sich das Lagerspiel an meiner Maschine nicht einstellen. Das Axialspiel lag bei 1,5/100mm, auch wenn die Mutter so stark angezogen wurde, dass sich die Hauptwelle nicht mehr drehen ließ. Also habe ich den Paulimot Service noch einmal kontaktiert. Die Antwort kam wieder fast ohne Zeitverzögerung. Mir wurde zugesagt, dass ich neue Lager für meine Maschine bekommen würde. Da es aber unterschiedliche Ausführungen gibt hat mich der nette Kollege darum gebeten die Lager zu demontieren und die Lagerbezeichnungen per Mail an ihn zu senden.
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Also ging es an die Demontage der Lager.... Zuerst wurde das Drehfutter mit einer geeigneten Unterlage stabil abgestützt....
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...der Hakenschlüssel inkl. Verlängerungsrohr für die hintere Wellenmutter lag ja noch bereit.
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Die Wellenmutter war dann schnell von der Hauptwelle abgenommen. Der Ölstand im Getriebe liegt unterhalb der Lageröffnungen. Man braucht sich also keine Gedanken um auslaufendes Öl zu machen.
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Nun wurden die oberen Schrauben der Frontabdeckung gelöst....
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... um das Abdeckblech vom oberen Getriebedeckel abheben zu können.
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Da bei der Demontagearbeit viele Einzelteile entfernt werden sollte man für Sauberkeit und Ordnung sorgen.
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Die Schrauben vom oberen Getriebedeckel wurden ebenfalls entfernt. Ich habe hier auch direkt den Öleinfüllstutzen geöffnet....
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... und den Deckel nach oben abgehoben. Achtung, der Deckel könnte an der Unterseite mit Öl verschmiert sein. Bitte einen entsprechendes Tuch bereit halten. Auf dem Bild kann man auch schon gut den verschraubten Keil für die rechts/links Umschaltung vom Vorschubzahnrad sehen.
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Hier ist der gesicherte Spannring auf der Hauptwelle zu sehen.
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Das vordere Zahnradpaket wird durch den Spannring gegen einen Absatz an der Hauptwelle gepresst. Alle Zahnräder werden ebenfalls mit einem Keil auf der Welle gehalten.
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Das Drehfutter wurde entfernt...
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... und die vier Schrauben aus dem Lagerdeckel gedreht. Die Dichtung unter dem Deckel kann anschließend vorsichtig gelockert werden.
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Nun wird die Hauptwelle soweit gedreht bis die erste Sicherungsschraube vom Ring nach oben zeigt.
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Diese Inbusschraube kann dann vorsichtig entfernt werden, Es ist darauf zu achten, dass die Schraube nicht ins Ölbad fällt. Also einen entsprechenden Magneten benutzen. Unter der Schraube befindet sich ein Aluminium Druckstück.
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Mit einer Pinzette kann das Druckstück gedereht und sicher entnommen werden.
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Nun kann man das Gewinde der Hauptwelle sehen. Die Hauptwelle nun um 180° drehen und die zweite Sicherungsschraube inkl. Druckstück ebenfalls entfernen.
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Der Sicherungsring kann nun mit einer eingesteckten Stahlwelle oder einen Austreiber gelöst werden (Rechtsgewinde).
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Nach dem Lösen lassen sich die einzelnen Zahnräder leicht von Hand auf der Hauptwelle verschieben.....
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Vor der Demontage der Hauptwelle muss das Zahnrad auf der linken Seite ebenfalls gelöst werden. Hierzu wird das Zahnrad ganz nach links gestellt und die Sicherungsschrauben vom Keil entfernt (Magnet und Schraubendreher).....
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.... anschließend wird das Zahnrad ganz nach rechts geschoben und ebenfalls die Schraube entfernt.
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Nun wird die Verschraubung der Verstellerklaue gelockert....
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... und die Klaue mit leichten Hammerschlägen (Kunststoffhammer) ....
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.... nach hinten gedrückt. Anschließend kann das Zahnrad ganz nach links verschoben werden und der Keil kann mit einer Zange entnommen werden.
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Nun kann der Sicherungsring komplett gelöst und die Zahnräder ein Stück nach links verschoben werden.
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Die linke Seite der Hauptwelle (nicht die Futterseite) wird nun durch ein Holzbrett oder eine Kunststoffplatte abgedeckt und mit leichten Hammerschlägen oder mit einem Abzieher Stück ....
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.... für Stück aus dem Lagersitz entfernt.
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Wenn die Hauptwelle vom hinteren Lager abgedrückt wurde kann man sich die Lagerrollen genauer ansehen. Bei meinen Lagern sah das nicht gut aus.
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Auch der hintere Lagersitz war sehr mitgenommen. Hier möchte ich noch anmerken, dass ich es anfangs fast nicht geschafft habe die hinteren Sicherungsmuttern der Hauptwelle zu lösen. Der nette Kollege der ab Werk das Lagerspiel eingestellt hatte hat es wohl etwas zu gut mit dem Drehmoment gemeint.
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Die Hauptwelle kann nach dem Abnehmen des hinternen Lagers vorsichtig nach vorne entnommen werden....
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Im Getriebe werden die Zahnräder, Sicherungsringe, ... entsprechend entnommen. !Bilder machen in welcher Reihenfolge und Drehrichtung die Anordnung der Einzelteile lag!
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Auch der vordere Lagersitz war stark beschädigt...
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...im Öl kann man kleine Späne bzw. Abrieb aus dem Getriebe sehen.
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Da die Lagersitzschalen den Aufdruck der Lagertpyen tragen wurden diese ebenfalls entfernt. Mit einem Bronzerundstab....
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... habe ich die Innenkannte der Lagerschale angetastet und mit einem Kunststoffhammer die Schale Stück für Stück aus dem Getriebegehäuse gedrückt.
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Unter dem Werkstattlicht konnte man dann auch gut den Verschleiß ....
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.... und die Beschädigungen der Lagerschalten sehen.
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Noch ein paar Bilder zum Lager...
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.... mit dem Lagersitz
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... und den Ausbrüchen auf der Lauffläche. Ich habe die Vermutung, dass kleine Späne im Öl für diese Beschädigungen verantwortlich sind.
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Hier kann man die Lagerbezeichnung "30212/P5" gut lesen.
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Um das vordere Lager von der Hauptwelle zu bekommen sollte man sich einen Lagerabzieher nehmen. Das Lager lässt sich mit so einem Teil sehr einfach abheben und die Welle bleibt unbeschädigt. Wenn man so ein Werkzeug nicht hat kann man bei jedem Landmaschinenschlosser fragen ob eine Demontage für eine kleine Spende in die Kaffeekasse möglich ist.
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Nun folgt ein ganz dickes Lob an den Service von Paulimot. Trotz Corona Home-Office-Betribe haben es die Kollegen geschafft mir fast in Nullzeit die beiden benötigten Lager zu senden! Vielen vielen DANK!! Zusätzlich wurde ich per Mail immer auf den aktuellen Stand gebracht wo sich die Lager gerade befinden. Einfach nur TOP! Ach ja, auf dem Bild sind die beiden unterschiedlichen Lagertypen zu sehen.
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Die Montage des vorderen Hauptlagers gestaltet sich mit einer Hydraulikprese sehr einfach, wenn man alles richtig macht (Andreas weiß bescheid was ich meine :-) ) Das Rohr und das Zahnrad dient hier nur als Druckstück. Bitte unbedingt daran denken, dass der Lagerdeckel vor dem Aufpressen des Lagers auf die Hauptwelle gesteckt wird.
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Die neuen Lagersitze sind schnell mit einem Kunststoffhammer montiert....
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... und werden bis an den inneren Anschlag in das Getriebegehäuse eingebracht.
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Ebenfalls auf der hinteren Seite.
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So sollte es aussehen.
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Da in dem Ölbad viele keine Stahlspäne zu finden waren folgte nun ein Ölwechsel. Die Ölablassschraube leigt direkt unter dem Keilriemenrad.
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Mit einem Inbusschlüssel kann diese ohne Probleme geöffnet werden, das Öl versaut dann aber den kompletten Motorbereich.
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Um hier Abhilfe zu schaffen habe ich mir einen Deckel von einem Kabelkanal und etwas Fensterkitt besorgt....
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... und den Deckel als Rutsche für das Altöl benutzt.
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Ein gekanntetes Blech oder etwas ähnliches tut es bestimmt auch.
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Funktioniert perfekt. Der Motor bleibt trocken und das Öl fließt in den Eimer.
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Nun konnte ich mir die Zahnräder genauer ansehen und glücklicher Weise gab es keine Beschädigungen der Zahnflanken.
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Die Ölwanne wurde gereingt....
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... und starke Magnete im inneren positioniert. Hier können sich später kleine Späne sammeln ohne Beschädigungen an der Maschine zu verursachen.
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In ein paar Jahren werde ich wissen ob die Magnete etwas nützen :-)
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Nun ging es an die Montage der Hauptwelle...Der Quersupport kann hier als Stütze benutzt werden.
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Die einzelenen Zahnräder, Sicherungsringe.... werden in der richtigen Reihenfolge auf die Hauptwelle aufgeschoben....
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... und die Welle vorsichtig von vorne in das Getriebe eingeführt.
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So sollte es aussehen...der hintere und vordere Keil sind bereits montiert. Die Zahnradführung für den Vorschub wurde ebenfalls wieder montiert.
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Nun kann das Drehfutter wieder als Anschlag mißbraucht werden.
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Mit einer Stahlwelle oder einem entsprechenden Schlüssel wird der Sicherungsring wieder gut fest gezogen.....
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....die Aluminium Druckstücke eingesetzt....
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.... und die Inbusschrauben fixiert.
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Anschließend kann das Lagerspiel eingestellt werden. Der Schlüssel sitzt auf der hinteren Ringmutter....
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.... das Futter dient als Fixierung...
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.... und das Spiel wird gegen den Futterkörper gemessen. Hier sollte bei Druck- und Zug-Belastung der Hauptwelle kein Zeigerausschlag zu sehen sein. Die Hauptwelle muss sich aber immer noch leicht drehen lassen.
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Wenn das Lagerspiel richtig eingestellt wurde kann die Kontermutter angezogen werden. !Die untere Ringmutter darf sich natürlich nicht mehr verstellen!
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Nachdem wieder Öl in das Getribe eingefüllt wurde und der Getriebedeckel montiert war wurden die neuen Lager eingefahren. Also Stück für Stück die Drehzahl erhöht und die Lagertemperatur überwacht. Alles perfekt :-)
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.... auch das Drehbild und die Oberflächengüte sind wieder absolut in Ordung.
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Auch bei einem z.B. 42CrMo4 Stahl spiegelt die Oberfläche wieder. Operation gelungen :-)